Irgendwann haben wir beschlossen, ein Haus zu kaufen. Also machten wir uns mit den üblichen Methoden auf die Suche. Mehrere Jahre schauten wir uns unzählige Exposés an und nahmen an etlichen Hausbesichtigungen teil. Auch wenn wir uns normale Häuser angeschaut haben, wurde uns schnell klar, dass wir doch etwas Anderes suchen. Wir wollten einen großen Garten haben und etwas mehr Platz als sonst so auf dem Immobilienmarkt üblich war. Da uns der Charme der alten Häuser schon länger faszinierte, verlegten wir unseren Schwerpunkt der Suche auf sogenannte Resthöfe. Wir kannten in dieser Region fast jeden Immobilienmakler und hatten uns einige Resthöfe angeschaut. Letztendlich wurden wir fündig, als wir von einem Bekannten erfuhren, dass eine alte Dame (die Tante Sophie) für ihr Bauernhaus in Bückeburg Nachnutzer suchte...
Allerdings – was sich hier so schnell liest – hat sich von der ersten Besichtigung bis hin zum Abschluss über 2 Jahre hingezogen. Der Entscheidungsprozess dauerte bzw. musste der Mut für so ein Projekt erst wachsen. Denn die Hofanlage war sehr schön, nur auch schön groß, aus damaliger Sicht „riesig“. Nach einer Weile hatten wir uns schließlich mit der Größe und den vielen Räumen vertraut gemacht.
Der Resthof besteht aus ca. 2 Hektar Land. Das Niederdeutsche Vierständer Hallenhaus hat eine Grundfläche von 14 x 22 m und einen traufseitig angebauten Stall von 15 x 10 m, eine Scheune (14 x 20 m), und eine alte Wagenremise (14 x 12 m). Da stellte sich dann doch die Frage: „Alle diese Gebäude für nur 2 Personen?“ Wir suchten weiter, ob wir eventuell etwas Anderes finden würden, doch unsere Herzen waren schon vergeben.
DIE ERSTEN BEGEGNUNGEN
Durch die Suche im Internet sind wir auf verschiedene Foren und Berichte von anderen Gleichgesinnten / „Verrückten“ gestoßen und zum Glück auch auf die IGB. Hier geht unser Dank vor allem an die „Beratungsstelle für Ländliche Baukultur in der Alten Schule Soldorf“ im Schaumburger Land und explizit an Manfred Röver. Ohne sein Engagement und seine Liebe zu alten Häusern (und seinen Besitzern) wären wir heute nicht da, wo wir sind. Und wir sind sehr zufrieden und glücklich so.
Die ersten spannenden Begegnungen mit Lehm hatten wir bereits in der Entscheidungsphase in diversen Seminaren der Alten Schule Soldorf. Das wollten wir auch – die Nutzung biologischer Baustoffe. Angefangen von der ersten Beratung in der Sprechstunde, bis hin zu verschiedenen Praxis-Seminaren und Veranstaltungen, hat uns auch neben der theoretischen Wissensvermittlung der praktische Teil eine Menge gebracht. Dadurch, dass verschiedene Leute diese Seminare besuchten, lernten wir viele andere IGBler kennen. Und gerade der Mix aus den vielfältigen Menschen und Lebenskonzepten und deren Umgang mit ihren alten Gebäuden war und ist immer wieder spannend für uns.
ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN
Als wir dann im Juli 2011 ein "Stück Natur mit einem Haus" gekauft hatten, sind wir auch schon gleich eingezogen. Leider fanden wir einige „Bausünden“ vor. Fenster wurden zugemauert und Fachwerkständer rausgeschnitten, um ein großes Fenster einzubauen etc. Im Großen und Ganzen besteht eine gute Grundsubstanz. Es ist nicht zu viel verbaut worden und nun nutzen wir unser Wissen über die Sanierungsmethoden und lassen es Stück für Stück zu unserem Schmuckstück werden.
Am Anfang lebten wir noch mit den einfach verglasten Fenstern und der Zugluft als Frischluft-Zufuhr. Und wenn die Temperaturen in den Wintermonaten weiter sanken, zogen wir uns einfach etwas wärmer an. Der Zwiebel-Look hatte sich hier sehr bewährt. In den ersten Monaten hatten wir mit der Entrümpelung alle Hände voll zu tun, die auch heute noch in einigen Teilen durchgeführt wird. Eine der größten Aktionen, die wir mit viel Hilfe unserer Freunde durchgeführt haben, war das Entfernen von Tonnenweise altem Stroh aus dem Dachboden. Mit jedem Forkenstich entfaltete sich der durch die Jahre zusammengepresste Strohklumpen zu unvorstellbaren Mengen.
Im Herbst 2012 zog dann neues Leben in unser Zuhause ein. Unser Sohn wurde geboren. Endlich, der erste Bauhelfer. Exakt zwei Jahre später kam dann auch unsere Tochter zur Welt, die nun beide mithelfen und Tag für Tag Neues entdecken. Wir haben alle gelernt, dass eine Baustelle auch mal ein riesiger Sandkasten sein kann und dass so ein Projekt auch mit kleinen Kindern realisierbar ist. Und wenn dann auch noch Oma und Opa unheimlich viel Zeit auf dem Hof verbringen und somit auch mit den Kindern und überall da unterstützen, wo sie können, hilft uns das sehr.
EIN GROSSER SCHRITT NACH VORNE
Einen riesigen Schritt vorwärts machten wir in 2014, als wir eine ZILE Förderung erhielten. Behutsam und mit viel Liebe zum historischen Detail sanieren wir nun seit 2011unsere Großköther-Hofstelle aus dem Jahr 1872. Wir stecken viel Zeit, Herzblut und finanzielle Mittel rein. Neben einer unermüdlichen Motivation und viel Liebe zum Detail entsteht während unseres Marathons, ein für uns besonderer Hof.
Unser Ziel ist es, die Hofanlage langfristig in seiner Gesamtstruktur zu erhalten. Wir legen großen Wert darauf, einerseits die vorgefundenen historischen Grundstrukturen, Baumaterialien und Details so weit wie möglich zu erhalten und auch die Gebäude den heutigen Anforderungen anpassen.
Auch wenn wir immer mal wieder das Mantra „Oh, das ist aber viel Arbeit“ oder „für das Geld hätte man sich auch einen Bungalow kaufen können“ hören, und auch beides stimmt, sind wir mit unserer Entscheidung sehr zufrieden. Meistens zumindest…